Morphologie in der Ökonomie

In den Wirtschaftswissenschaften finden sich vielfältige morphologische und typologische Ansätze:

In der Volkswirtschaft

Untersuchungen der Marktformen sowie der Geld- und Wirtschaftssysteme.

Literatur:
  • Heinrich von Stackelberg: Marktformen und Gleichgewicht. 1934.
  • Walter Eucken: Die Grundlagen der Nationalökonomie. 1940, 8. Aufl. 1965. Hier Morphologie als Vergleich von Wirtschaftssystemen, im Unterschied zur Katallaktik (Lehre von den Tauschprozessen), ferner: morphologisches Marktformenschema mit 25 Formen.
  • Jean Lhomme in Georges Gurvitch (Hrsg.): Traité de sociologie. I. Paris 1958.
  • Erik Boettcher (Hrsg.): Beiträge zum Vergleich der Wirtschaftssysteme. Berlin 1970.
  • Helmut Leipold: Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme im Vergleich. Stuttgart 1976, 4. Aufl. 1985.

Da hier Anleihen bei der sozialen Morphologie gemacht werden, gibt es auch französische und englische Literatur. Morphologie in der Betriebswirtschaft (siehe nachstehend) scheint dagegen nur in der deutschsprachigen Literatur aufzutreten.

In der Betriebswirtschaft

Untersuchungen

  • der ökonomischen Einheit (z.B. Betrieb)
  • der inneren Struktureigenschaften (besonders Ziele und Organisation)
  • der äusseren Strukturmerkmale (z.B. Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, technische Entwicklung)
  • von Betrieben einzelner Wirtschaftszweige
  • von einzelnen Betriebsformen
  • von Betriebsprozessen.

Grundlegend sind:
  • F. Lehmann: Rechtsformen und Wirtschaftstypen der privaten Unternehmung. 1925.
  • G. Weisser: Form und Wesen der Einzelwirtschaften.(1943) 1947.
1955 fand in Köln eine Tagung über "Die Morphologie der einzelwirtschaftlichen Gebilde und ihre Bedeutung für die Einzelwirtschaftspolitik" statt. Wichtige Literatur seither:
  • Bruno Tietz: Bildung und Verwendung von Typen in der Betriebswirtschaftslehre. 1960.
  • E. Castan: Typologie der Betriebe. 1963.
  • Th. Thiemeyer: Unternehmensmorphologie. In: Archiv für öffentliche und freigemeinwirtschaftliche Unternehmen, 10. Bd., 1972, S. 92-109.
  • Werner Wilhelm Engelhardt: Die Unternehmens- und Betriebsmorphologie als Teildisziplin der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre. In: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 19. Jg. 1973, S. 311-332.
Kurze Uebersichten bieten:
  • Werner Wilhelm Engelhardt: Morphologie der Absatzwirtschaft. In: Handwörterbuch der Absatzwirtschaft 1974, Sp. 1504-1522.
  • Helmut Lehmann: Typologie und Morphologie in der Betriebswirtschaftslehre. In: Handwörterbuch der Betriebswirtschaft, 4. Aufl. 1976, Sp. 3941-3952.
  • Peter Schwarz: Morphologie von Kooperationen und Verbänden. Tübingen J.C.B. Mohr 1979, bes. S. 9-16.

Im privaten Haushalt als wirtschaftliches Gebilde

Schon Max Weber hat in seinem Riesenwerk "Wirtschaft und Gesellschaft" (1920) durch seine Untersuchung der "Typen der Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung" die Grundlagen einer Typologie des Haushalts formuliert. Mit diesem Instrumentarium versucht er die vielfältigen historisch feststellbaren Haushaltsformen zu ordnen und den Prozess ihres Entstehens und Untergehens zu erklären.

Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld bot ebenfalls eine "institutional" orientierte, d.h. "gebildehafte" Betrachtungsweise. Vor allem in seinem Buch "Ewige Wirtschaft" (1943) untersucht er ausführlich den strukturellen ;Aufbau des privaten Haushalts, seine Verflechtung innerhalb der Volkswirtschaft und die verschiedenen in der Realität zu findenden Haushaltsformen.

Erich Egner bot 1952 in seinem Werk "Der Haushalt" (2. Aufl. 1976) eine Darstellung seiner "volkswirtschaftlichen Gestalt". Ein Jahr darauf legte R. Fricke "Eine Grundlegung zur Morphologie der Wirtschaft" unter dem Titel "Wirtschaftskunde" vor.

Erich Egner schilderte ferner 1964 detailliert "Entwicklungsphasen der Hauswirtschaft". 1985 beklagte er den "Verlust der alten Ökonomik" (Berlin: Duncker & Humblot).